Montag, 30. Juli 2012

Arktika - Interview


Köln am Rhein. Die Stadt mit dem Dom, der Domplatte und dem C.S.D. Und Arktika! 5 Jungs mit viel Erfahrung und Ideen. Hier ist jedes Ohr Willkommen. Genauso wie Kritik.


Hi Tim. Erstmal danke, dass du dich her gibst und mir ein paar Fragen beantwortest. Kannst du uns etwas über Arktika erzählen? Wie ihr euch gefunden habt? Wie eure Anfänge waren? Wer ihr überhaupt seid? 

Wir sind Arktika aus Köln, bestehend aus Marc (Gesang), Jürgen (Gitarre), Felix (Bass), Jürgen (Schlagzeug) und mir, Tim (Gitarre). Die Band gibt es seit Mitte 2008. Es fing eigentlich alles damit an, dass ich damals von Münster nach Köln gezogen bin und hier eine neue Band gesucht habe. Vorher hatte ich bei "Muad'dib" (Metal) und "Francis Brady" (Screamo) gespielt, aber beide Bands gab es zu diesem Zeitpunkt schon nicht mehr. Marc habe ich dann über den Sänger von "The Dead" (Hardcore aus Münster) kennen  gelernt und Jürgen, unseren Schlagzeuger, über Tommec, den Drummer von den "Blackwaves". Marc kannte dann noch den anderen Jürgen, mit dem er schon bei "Reno Kid" zusammen gespielt hatte und Jan (unseren ersten Bassisten). Bei einem ersten Treffen haben wir uns dann erstmal alle kennen gelernt und uns auf eine grobe Richtung geeinigt, die da "Envy" hieß, eine Band, die wir alle großartig finden. Nach den Aufnahmen zur zweiten Platte hat Jan uns dann verlassen. Wir haben glücklicherweise mit Felix schnell einen richtig guten Ersatz gefunden.

Ihr habt ja früher in diversen unterschiedlichen Bands mit den verschiedensten Musikrichtungen (Screamo, Emo, Punk) gespielt. Wie kam es dazu, dass ihr euch dem Postrock verschrieben habt?

Gute Frage. Als ich nach Köln kam hatte ich zwei Richtungen im Kopf, in denen ich gerne etwas machen wollte: entweder etwas Richtung "Envy", "Isis", "Breach" oder 90s Emo à la "Texas is the Reason". Beides habe ich zu der Zeit viel gehört, wobei die "Postrock/Sludge"-Ecke natürlich angesagter war. Ich denke, dass es bei uns aber gar nicht wirklich der Gedanke war "lass uns mal Postrock machen" sondern, dass wir alle einfach sehr von "Envy" angetan waren und dies vielleicht unser kleinster gemeinsamer Nenner zu dem Zeitpunkt war. Uns war aber sehr wichtig, etwas eigenständiges zu entwickeln und nicht einfach nur "Envy" aus Köln zu sein.

Folgt ihr bei dem Schreiben der Lieder einem bestimmten roten Faden?

Wir fangen meistens mit zwei drei Riffs an und schauen, was sich daraus entwickelt. Bis ein Song fertig ist kann es auch einige Zeit dauern. Wir feilen oft lange, bis uns ein Stück in sich geschlossen erscheint und versuchen immer sehr kritisch zu sein. Dabei hilft uns auch häufig, dass wir aus unterschiedlichen Musikrichtungen kommen. Da ist es nämlich nicht immer leicht, bis alle richtig zufrieden sind.

Ihr befindet euch gerade bei den Aufnahmen zum neuen Album. Wie weit seid ihr denn gerade?

Wir haben die neuen Songs so gut wie fertig. Wir feilen noch an Details, aber jetzt heißt es eigentlich nur noch, die neuen Sachen bis zum Erbrechen zu spielen, damit wir sie richtig verinnerlichen. Jürgen (Gitarre) schraubt nebenbei noch an einem Interlude oder Intro. Ende April geht es dann los und wir hoffen, dass die Platte spätestens im Herbst rauskommt.

Wird es noch mehr von euch geben? Splitgeschichten? Eine 10"?

Konkret haben wir da gerade nichts in Planung, spielen aber schon seit längerem mit dem Gedanken, eine Split mit einer anderen Band zu machen. Was das angeht werden wir nach den Aufnahmen bestimmt wieder konkreter werden.

Wie sieht es mit einer Tour aus zum Ende des Jahres?

Auch das geistert thematisch immer wieder durch den Proberaum. Mitte des Jahres wird Felix allerdings erstmal Nachwuchs bekommen und wir stricken unsere Tourpläne daher auch gerade noch nicht zu eng.

Bei Robert ("Zann", "BisaufsMesser") fand ich letztens den Satz: "Bands sollten mehr Energie in den Proberaum stecken als in ihr Merch." Ich persönlich finde auch, dass manche Bands dies beherzigen sollten anstatt 20 Shirts mit überbunten Drucken an der Wand hängen zu haben. Meistens haben die nur eine popelige, selbstgebrannte Demo CD am Stand liegen (HIER MÖCHTE ICH BETONEN, DASS ICH NICHTS GEGEN POPELIGE DEMO CDS HABE!). Wie siehst du das aus der Sicht eines Musikfans und Musikers?

Als Band sollte man sich immer zuerst einmal auf das Wesentliche konzentrieren, also das Songwriting. Alles andere ist Beiwerk. Wir stecken viel Arbeit in unsere Songs, zumindest in dem Rahmen wie wir es uns zeitlich erlauben können. So viel Zeit wie in der Studentenzeit haben wir nämlich leider alle nicht mehr. Wir sind aber alle Freunde von gutem Merch und gutem Artwork für Releases. Ich würde daher also sagen, wenn man Energie ins Songwriting steckt, dann kann man auch guten Gewissens Energie in's Merch stecken. Das Risiko, dass wir zwanzig verschiedene Designs gleichzeitig anbieten werden halt ich aber eher für gering, haha. Und das sogar, obwohl 60% der Band Gestalter sind.

Wie kam euer Kontakt mir "Narshardaa" zustande? Gibt da so eine schöne Geschichte wie die von "Glasses" mit "Vendetta"?

Eine richtig spannende Anekdote kann ich da jetzt leider nicht erzählen. Nach den "Heartwrencher"-Aufnahmen haben wir uns einige Labels angeschaut, die für uns für ein Release in Frage kamen und die Songs rausgeschickt. Andre und Flo waren direkt begeistert von den Aufnahmen und waren Feuer und Flamme, sie direkt zu veröffentlichen. Da der Kontakt auch supernett war, stand unsere Entscheidung damit auch sehr schnell fest.

Als ich eure EP hörte, war ich schon begeistert. Als ich dann eure "2x12" hörte, hat die mich umgehauen. Wo soll das bitte Enden?

Danke , Danke. Ich hoffe, dass wir uns da mit den nächsten Aufnahmen noch steigern können. Man wird eine Entwicklung im Detail feststellen. Wir haben nicht versucht uns neu zu erfinden, sondern uns weiter zu verbessern. Zusätzlich möchten wir mit den neuen Aufnahmen auch unseren Sound weiter verbessern. Wir nehmen dieses Mal in einem neuen Studio auf und erwarten uns davon auch Soundtechnisch etwas neues.

Wohin soll euch euer musikalischer Weg noch führen? Wollt ihr so eine Veränderung wie "Tephra" durchmachen? Oder schaut ihr eher was noch so kommt?

Ich finde es immer schade, wenn man in Bezug auf Bands Aussagen hört wie "Na ja, alles was nach dem ersten Demo kam war Müll." Die Entwicklung einer Band kann man am Anfang natürlich nie voraussagen. "Cave In" zum Beispiel haben sich ja vom Metal zum Rock und wieder zurück ständig in andere Richtungen entwickelt. Das fand nicht jeder gut. Letztendlich machen wir aber keine Musik um irgendwelche Erwartungen zu erfüllen, abgesehen von unseren eigenen. Wir setzen uns auch selbst keine Ziele à la "lass uns jetzt mal mehr in die Metal-Richtung gehen" oder so. Zuerst einmal soll es Spaß machen und einem selbst etwas geben. Wenn es dann den Leuten gefällt ist es natürlich um so besser. Vielleicht wird irgendwann der Punkt kommen, an dem man merkt, dass man mit "Arktika" musikalisch alles erreicht hat was man wollte und man Platz für etwas neues macht. Zur Zeit kann ich mir das aber gerade überhaupt nicht vorstellen, dafür macht es zu viel Spaß.

Gibt es Bands, mit denen ihr noch nie gespielt habt, mit denen ihr aber gerne die Bühne teilen würdet?

Da kann ich natürlich erstmal nur für mich sprechen. Ich würde unheimlich gerne einmal mit "Light Bearer" aus England spielen. Es hätte schon zweimal fast geklappt, allerdings stand dann terminlich doch etwas im Weg. Ansonsten wäre es natürlich groß, einmal mit "Cult of Luna" zu spielen. Das Vergnügen, mit "Envy" auf einer Bühne zu stehen hatten wir ja zum Glück schon. Unser damaliger Bassist Jan konnte sich sogar ein wenig mit ihnen unterhalten, da er ganz gut japanisch spricht.

Wie wichtig ist euch, aufgrund des Punk- und HC-Backgrounds, D.I.Y.? Und wie lasst ihr es in die Band einfließen?

D.I.Y. ist auf jeden Fall wichtig für uns. Wir können die Band ja auch nur so am Leben halten. Ich sehe D.I.Y. nach wie vor als den klassischen Gegenansatz zur Musikindustrie. Es ist heute aber ja zum Glück auch viel leichter geworden, seine Musik digital zu verbreiten, z.B. über Bandcamp oder Facebook. Was das Vinyl angeht: auch "Narshardaa" ist ja ein D.I.Y.-Label , was auch ein wichtiger Faktor war als wir uns dafür entschieden haben. Wir machen eigentlich alles selbst. Die Musik, das Artwork, Merch, Social Media. Was auch immer.

Und wie ist es bei euch in der Band? Vegetarier? Veganer? Fleischesser?

Von allem etwas. Das Thema finden wir Bandtechnisch aber auch gar nicht so spannend. Das entscheidet jeder für sich selbst.

2012 ist ja das Jahr der Reunions. Wie siehst du "den Trend"? Ich stehe dem ganzen eher skeptisch gegenüber.

Das kommt immer ganz darauf an. Prinzipiell bin ich aber der Meinung, dass man am besten aufhört, wenn es am schönsten ist und sich dann lieber weiterentwickelt, als etwas altem nach zu trauern. Wenn man sich aber irgendwann wieder zusammen findet, um dort weiterzumachen wo man aufgehört hat und nicht um einfach nur wieder die alten Drops zu lutschen, kann das auch spannend sein.

Eure Meinung zu ACTA?

Wir sind keine politische Band. Deshalb kann ich auch keine "Arktika-Stellungnahme" zu dem Thema abgeben. Ich persönlich finde aber, dass der Protest dagegen gerechtfertigt ist. Selbst Amnesty International spricht sich ja dagegen aus. Ich glaube die Politik hat da gleich zu Beginn versäumt in einen Dialog zu gehen.

Wie wichtig ist euch der "Fankontakt"? Zum Beispiel auf Konzerten am Merchstand oder an der Bar?

Mmh. Ich bin erstmal gar nicht so der Freund von dem Wort "Fan" in diesem Zusammenhang. Das hört sich für mich immer so an, als ob man etwas zwei Stufen höher stellt als sich selbst. Daher mag ich auch eher gerne den Kontakt zu den Leuten, denen einfach unsere Musik gefällt und mit denen man sich genau darüber unterhalten kann. Das Feedback, das wir bekommen, gibt uns aber viel und motiviert uns. Wir freuen uns übrigens auch über negatives Feedback. Das hilft uns dabei kritisch zu bleiben.

Vinyl oder CD? Wie ist das innerhalb der Band?

Wir sind alle Freunde des Vinyls. Wir haben uns von Anfang an auch darauf konzentriert. Zwar gibt es die "At Zero" in Kleinstauflage auch auf D.I.Y.-CD, dass war aber eher ein kleines Experiment, da wir immer wieder gefragt wurden ob wir nicht auch CDs hätten. Für mich ist die Traumkombination ganz klar Vinyl mit digitalem Download. Und so wird es bei uns auch weitergehen. Alles andere scheint so vergänglich. Die "Heartwrencher"-EP gab es übrigens auch auf Tape. Die Jungs von Kreisel-Kreisel-Records hatten uns gefragt und wir fanden,dass das eine tolle Idee ist.

Wie macht ihr das auf Tour? Streitet ihr unterwegs was im Auto an Musik läuft oder ist es der Fahrer der die Befehlsgewalt in dem Moment hat?

Da muss ich überlegen. Ich glaube, dass Fahrer und Beifahrer da am Drücker sind. Nichtgefallen von den hinteren Bänken wird dann eher mit Aufsetzen eines Kopfhörers ausgedrückt, haha. Manchmal läuft aber auch gar keine Musik, sondern die Playstation. Zumindest, wenn wir mit einem Van von Highway-Tiger unterwegs sind.

Tim, ich bedanke mich herzlich für das Interview. Gibt es noch etwas, dass du UNBEDINGT loslassen willst oder musst?

Außer einem dicken "Danke" an alle die uns unterstützen, ein Danke an dich und dem üblichen Werbeblock ( bitte auf www.arktika.eu gehen ) fällt mir da eigentlich nichts groß ein.

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